Sophia Wassiljewna
Kowalewskaja
Sophia Kowalewskaja
wuchs in der Mitte des
19.Jh in Russland auf.
Schon früh war sie von der
Mathematik fasziniert und
wollte alles darüber lernen.
Das war für sie nicht so
einfach, wie man das heute
denken würde. Zu ihrer
Zeit durften Frauen in
Russland nicht an
Universitäten gehen. Sie
konnten nicht einmal alleine
nach Europa gehen, wo
Frauen als Hörerinnen
teilweise zugelassen
wurden: Sie besassen
keinen eigenen Pass,
sondern waren im Pass des
Vaters oder des Ehemanns
eingetragen.
Sophia löste das Problem damit, dass sie mit 18 einen Mann heiratete, der
auch in Europa studieren gehen wollte. Eine Heirat einzugehen um das Land
verlassen zu können, war damals eine von vielen Frauen genutzte Möglichkeit. In
Deutschland musste sie dann einen Mathematikprofessor finden, den sie davon
überzeugen konnte, sie mit ihm studieren zu lassen. Als Frau brauchte man dazu
eine Spezialerlaubnis, für die es nicht nur auf das Wissen, sondern auch auf die
"Sittlichkeit" der Frau ankam.
Sophia war immer auch politisch aktiv. Sie war eine Nihilistin, setzte sich für ein
freies Polen ein (Polen war damals Teil von Russland), und sie kämpfte dafür,
dass Frauen bessere Bildungschancen bekamen. Dass sie auch mit radikalen
Politikern befreundet war, kostete ihr später fast ihren Universitätsjob. Nach dem
Tod ihrer Schwester, die eine Schriftstellerin gewesen war, begann auch sie
ernsthaf mit Schreiben.
Sieben Jahre nach ihrer Promotion bekam Sophia dank einem Freund eine
Professur in Stockholm. Sie lebte gerne dort, obwohl sie während der ersten paar
Jahre kaum bezahlt wurde. In jener Zeit beendete sie auch ihre wichtigste
mathematische Arbeit, die ausgezeichnet wurde. Ihr grösster Wunsch aber, in
ihrer Heimat eine Professur zu bekommen, erfüllte sich ebensowenig wie ihre
Hoffnung, dass nach ihrem Tod (sie starb 1891) einmal eine Frau ihre Professur
übernehmen würde.
Es ist erstaunlich, dass vor etwa 100 Jahren Frauen an Universitäten noch nicht
zugelassen waren. Als Sophia bereits eine Professur in Stockholm hatte,
brauchte sie eine Spezialbewilligung um an einer deutschen Universität eine
Vorlesung besuchen zu können. Nachdem es ihr und einigen anderen Frauen
gelungen war Professorin zu werden, wurden die Bestimmungen dann sogar eine
Zeitlang noch härter, da die Männer befürchteten, überrannt zu werden. Zum
Glück können heute alle Frauen Mathematik oder jedes andere Gebiet
studieren.